Ruinen [Graphic Novel-Rezension]
Stellt euch vor, ihr könntet in den Verstand einer anderen Person reisen. Ihr entdeckt Landschaften und Menschen, eine völlig neue Welt und seid einfach nur sprachlos. Für den Psychiater Samuel F. Monroe ist das in menschlichen Sphären Unterwegssein Alltag. Der Heiler verdient damit sein täglich Brot. In der heutigen Rezension zur Graphic Novel „Ruinen“ vom französischen Künstler Jeremy Perrodeau, erschienen bei Edition Moderne, begleiten wir Samuel auf eine dieser außergewöhnlichen Reisen.
Worum geht’s?
Rose liegt seit drei Jahren im Koma. Ihre reiche bürgerliche Familie möchte sie endlich zurückholen und hat sich dafür professionelle Hilfe von Samuel F. Monroe geholt, dessen Beruf die Reise in die Gehirne von Komapatient:innen ist. In den Seelenlandschaften sucht er nach dem verlorenen Bewusstsein und holt die Betroffenen am Ende seiner Reise damit zurück in die Realität.
Normalerweise reist er allein. Aber bei dieser Reise ist Anha dabei, Roses Schwester. Die risikoreichen Seelenlandschaften gleichen virtuellen Welten und erfordern hypermoderne technische Utensilien. Nur so können die Weltenbummler:innen ihren Aufenthalt erfolgreich und vor allem sicher überstehen. Insbesondere die unerfahrene Anha. In Roses Kopf angekommen entfaltet sich eine unerwartete, gewaltvolle Welt, die es Samuel und Anha nicht leicht macht, Rose zu retten.
Persönliche Meinung
Zu Beginn war ich sofort von den minimalistischen Zeichnungen angetan. Durch ihre Formen und die Farbgebung harmonieren sie ideal miteinander und ziehen einen sofort quasi hypnotisch in den Bann. Perrodeau hat die farbliche Gestaltung auf einen Farbton mit seinen verschiedenen Nuancen reduziert und setzt dennoch gekonnt die Landschaften und Personen in Szene.
Man öffnen die Graphic Novel, liest die ersten Seiten und ist mit Samuels Reise in Roses Kopf sofort gefangen und kann das ästhetisch sehr ansprechende Werk Perrodeaus nicht mehr aus den Händen legen. Dank der gut strukturierten Handlung dieses futuristischen Science-Fiction-Abenteuers kann man dem Geschehen gut folgen. Daher ist Ruinen insbesondere für Graphic Novel-Anfänger:innen gut geeignet.
Das Abenteuer, das die einzelnen Charaktere erleben, ist mitreißend und bleibt bis zuletzt spannend. Auf einer interpretativen Ebene zeigt Ruinen den Verfall des menschlichen Verstands bei einer Komaerkrankung. Es zeigt welchen Einfluss das auch auf liebende Mitmenschen und ärztliches Fachpersonal haben kann und wie auch diese einen Kampf kämpfen, der seine Spuren hinterlässt.
Bei mir gibt’s heute eine kleine Leseprobe. Für eine große Leseprobe geht’s hier lang.
Fazit
Überzeugend auf ganzer Linie! Spannende Charaktere, ein geometrische und doch weiche Szenerie gepaart mit einer mitreißenden Handlung. Was will man mehr?
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Edition Moderne für das Rezensionsexemplar!
Details
- Künstler: Jeremy Perrodeau
- Verlag: Edition Moderne
- 232 Seiten, dreifarbig
- 19 × 26 cm, Hardcover
- aus dem Französischen von Christoph Schuler
- 1.Auflage: März 2022
Klingt echt gut. Sollte ich mir mal überlegen, ob ich es lesen werden.